Noch einmal baden

 

Heute müssen wir uns vom Schwarzen Meer verabschieden. Wir haben beschlossen, den Weg durch das Gebirge an der bulgarisch/türkischen Grenze im Inland zu nehmen. Es ist zwar weiter die E87, aber wir glauben, dass der Verkehr auf der Küstenstraße zwischen den Badeorten viel stärker sein wird. Außerdem sollen die Steigungen sanfter sein…

 

Doch zuerst müssen wir noch von Nessebar erzählen. Die Altstadt liegt auf einer Landzunge und ist über einen Damm zu erreichen. Es gibt zahlreiche Häuser im „Schwarzmeerstil“ – das sind Häuser, die im oberen Teil aus dunklem Holz bestehen. Im unteren Teil bestehen sie aus Touristenfallen. Und auch uns erwischt es hier erstmals: Als wir ein Eis kaufen, sehen wir noch, dass es nach Gewicht berechnet wird. Der Karli wählt eine Tüte seines Geschmacks und der Verbrecher hinter der Budel füllt ein. So kommt es, dass wir für ein einziges Eis 3,50 Euro zahlen. Macht uns zwar nicht arm, aber ein Hauptgericht im Restaurant kostet auch nicht mehr. Mit unserem halben Kilo Eis ziehen wir von dannen. Wenigstens schmeckt es gut;)

 

Dann gibt es noch die Reste von Kirchen zu sehen, mehr oder weniger restauriert. Und ein paar Tausend Touristen. Und jede Menge Ramschstände.

 

 

Dann gehen wir essen. Vorsichtshalber nicht mehr in der Altstadt. Karin probiert Kawarma. Das ist ein bulgarisches Eintopfgericht, das im Tontopf serviert wird. Es besteht hier aus Schweinefleisch, Gemüse, viel Zwiebeln und einer sämigen, würzigen Sauce, die mit flachem Fladenbrot gegessen wird. Das schmeckt sehr gut.

 

Heute morgen radeln wir nach Burgas. Dazu müssen wir auf einer vierspurigen Schnellstraße ohne Seitenstreifen fahren. Aber sowas schreckt uns schon lang nicht mehr. Das Radfahrverbot erst recht nicht, gibt es doch keine andere Straße in der Nähe… Die Polizei, die wir gleich zweimal treffen, stört es auch nicht und so erreichen wir ziemlich flott Burgas.

 

Die zweitgrößte Stadt an der bulgarischen Schwarzmeerküste hat etwas, was wir schon fast vergessen haben: Radwege in tollem Zustand. Und einen riesigen Park namens Meeresgarten, in dem man toll abseits des Stadtverkehrs radeln kann. Und plötzlich stehen wir unvermutet am Strand. Mitten in der Stadt und doch ganz ruhig, rein und schön. Hier hüpfen wir noch ein letztes Mal ins Schwarze Meer, das heute ganz ruhig vor uns liegt. Die letzten Tage hatten wir starke Wellen, was wir aber gerne mögen.

 

Dann müssen wir raus aus der großen Stadt. Karl fragt seine Locus Free Map. Ja, es gibt sogar einen Radweg raus. Frohgemut radeln wir neben der Schnellstraße auf dem Radweg gegen die Richtungsfahrbahn der Schnellstraße. Bis der Radweg plötzlich endet…

 

Nun greifen wir zwar durchaus zu unorthodoxen Methoden, um unser Ziel zu erreichen, aber lebensmüde sind wir nicht. Über zwei Richtungsfahrbahnen sprinten, die vollbepackten Räder über die Leitschiene heben und in die richtige Richtung weiterfahren, spielt es also nicht! Und so biegt Karl zielsicher in den nächsten Feldweg ein. Hügelauf, hügelab – Hunde bellen, Esel flüchten! Auf Karins Unmutsäußerungen meint Karl nur: „Der Locus sagt, wir sind genau am richtigen Feldweg!“ Na super!

 

Aber tatsächlich führt uns der Eselssteig zielsicher zu einer Brücke über die Schnellstraße und da auch gleich zu unserer gewünschten Abzweigung ins Gebirge. Denn jetzt geht es los. Die Anreise in die Türkei beginnt.

 

Und wieder kommt es anders, als wir gedacht hatten. Es geht in einer sanften Steigung die Berge hoch, gut zu fahren und erfreulicherweise bei sehr wenig Verkehr. Es war also die richtige Entscheidung, die Inlandstraße zu nehmen. Die Landschaft ist sehr schön, bergig und bewaldet. Ein letzter Blick aufs Meer. Schön war es!

 

Jetzt sitzen wir hier mitten im Wald, kochen ein Gemüse-Nudelsüppchen und werden dann nach 77 km unser Zelt aufschlagen. Das nächste Quartier gäbe es erst in 34 km. Muss ja nicht sein. Und so werden wir dann in jedem Land unserer Reise außer Österreich „biwakiert“ haben…

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Stefan (Dienstag, 30 August 2016 18:39)

    Es ist doch bekannt das da Papa ein genialer Navigator ist. Nach der rom Reise hätte ich angenommen du weißt dass du ihm blindlings vertrauen kannst.
    Viel Spaß noch und Schöne Fahrt jetzt seid ihr ja schon bald in Istanbul.