Da wir erst gegen 9 Uhr eingeschlafen sind und um dreiviertel 12 wach werden, ist „ausgeruht“ nicht das Wort der Stunde. Zum Frühstück gibt es heute nur Tee und eine kleine Packung Kekse. Für Karin eindeutig zu wenig – das soll sich rächen…
Doch zunächst geht es entspannt los. Ziemlich steil, aber unschwierig erreichen wir im Licht der Stirnlampe bald Rhino-point. Hier rastet bereits eine Gruppe Briten, deren Anführerin wir ob ihres forschen Tons nur den Feldwebel nennen. So unfreundlich, dass sie kaum zurückgrüßen, sind sie uns schon in der letzten Hütte auf den Keks gegangen. Da wir uns noch nicht müde fühlen, lehnen wir Dicksons Angebot zu rasten ab. Fehler!
(Foto vom Abstieg)
Dann folgt eine felsige Stelle, teilweise mit Ketten versichert. Mit der Stirnlampe im Dunklen wirkt sie für Karin nicht wirklich aufregend, Karl ist am Berg generell furchtlos... Wir befinden uns aber immerhin schon auf 4100 Metern Höhe. Karin wird plötzlich extrem hungrig, denn das Kekserl vom Frühstück ist längst Geschichte. Leider ist aber gerade hier nirgends Platz zum Rasten, und wir müssen noch ein schönes Stück weitergehen. Am Rastplatz geht es Karin dann plötzlich gar nicht mehr gut, sie friert stark, fühlt sich schlecht und braucht dringendst „a bathroom“. Nach vollbrachter Tat und einer Tasse heißen, süßen Tee kehren die Kräfte schnell wieder zurück. Hilfsguide Martin übernimmt Karins Tagesrucksack. Als sie anbietet, ihn wieder selber zu tragen, heißt es sehr bestimmt „not yet“. Na gut, bevor man sich schlagen lässt!
Solcher Art erleichtert geht es weiter. Langsam färbt sich der Himmel gelb und rot, und wir erleben einen wunderschönen Sonnenaufgang über dem Kilimandscharo. Immer wieder gehen wir über felsigen Untergrund, oft auch über schwarzen Lavasand, stetig mehr oder weniger steil bergauf.
Bald kommt uns der Inder Karan entgegen, der schon vom Gipfel absteigt. Er wirkt voll fertig. Bereits am ersten Tag hatte er Probleme mit den Knien, in der Nacht konnte er nicht schlafen, trotzdem ist er heute losgestürmt. Wir aber ziehen weiter im Schneckentempo voran. Pole, pole sagt Dickson schon lang nicht mehr, und aus Karin wird „Mama Turtle“. Doch keiner von uns hat irgendwelche Probleme mit der Höhe, und schließlich erreichen wir gemeinsam mit den Briten die letzten Felsen und schließlich den Gipfel. Da das Wetter ein Traum ist, ist die Aussicht grandios. Ein Prachtblick auf den Kilimandscharo und weit hinein nach Tansania belohnt unsere Mühen.
Die Briten verlassen schon nach 5 Minuten wieder den Gipfel, weil einige schwächeln, und so haben wir ihn ganz für uns alleine. Und im Gipfelbuch finden sich jetzt hiesis-on-tour.
Der Abstieg zieht sich hin. Auf demselben Weg wie dem Anstieg gehen wir zurück. Die Aussicht ist herrlich. Am Mt. Meru gibt es auch einen Krater, und man sieht auch zum Little Meru hinüber. Das Wetter ist herrlich und wird mit fallender Höhe auch wieder wärmer. Obwohl es auch am Morgen nicht wirklich kalt und - wichtig - windstill war.
An den felsigen Stellen akzeptiert Karin jetzt dankbar Martins Hand. Und der will sie dann auch im Ebenen nicht mehr auslassen;) Und falls jemand je über Schwarz, Weiß oder Rassismus nachgedacht hat: Wenn du Hilfe brauchst, und jemand reicht dir die Hand, dann ist das völlig egal, ob diese Hand schwarz, weiß oder grün gestreift ist. Punkt!
Beim Abstieg sehen wir ein Chamäleon. Wir hätten es ja alleine nie gesehen, aber Martin hat scharfe Augen.
Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...
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Karl jun. (Samstag, 01 Oktober 2016 09:32)
Na bitte, da sieht man es wieder, ihr seid schon fast profibergsteiger. Freue mich schon über den Bericht vom killi. Weiter so.
Lg Karl