Heute steht unsere erste echte Kontrolle bevor. Wir müssen die Red Line überqueren. Über diese Veterinärgrenze dürfen keine Fleisch- und Milchprodukte mitgenommen werden. Damit wollen die Weißen im Süden verhindern, dass sich ihre gesunden Herden an den Tieren der Schwarzen infizieren. Gespannt rollen wir zur Schranke.
Das Auto vor uns muss einparken und wird zum Ausräumen angewiesen. Die Beamten dürfen kontrollieren, ob man wirklich nichts mit hat.
Wir grüßen freundlich. "Hello, how are you?" Dieses Begrüßungsritual ist sehr wichtig und schafft gute Stimmung. Den internationalen Führerschein will die Dame sehen. Dann den nationalen. Dann die Frage: "Seht ihr diesen Mann da vorn? Könnt ihr den in die nächste Stadt mitnehmen?" Einen Fremden lassen wir aber nicht gern ins Auto, in dem die ganzen Wertsachen mitfahren. "Nein." Die Gesichstzüge der eben noch so freundlichen Dame verfinstern sich und wir sehen uns schon alles ausräumen. Gerade rechtzeitig fällt uns ein: "Wir würden ja. Aber unser Autovermieter hat uns verboten, jemanden mitzunehmen." Die Gesichtsfalten glätten sich. "Na dann, gute Reise!" Nach tierischen Produkten hat sie ganz vergessen, zu fragen. Vielleicht hatten die vor uns keine so gute Ausrede...
Nach dem Überqueren der Red Line verändert sich schlagartig das Bild. Sind wir vorher hunderte km an Farmzäunen vorbeigefahren, gibt es jetzt keine mehr. Schlagartig sind wir wieder in Afrika. Nur mehr Schwarze auf der Straße, die Herden von Ziegen und Rindern grasen direkt am Straßenrand und queren auch immer wieder unerwartet die Straße. Die Wohnstätten gefallen uns sehr gut. Fast alles aus Stroh, von einem Strohzaun umgeben. Jede Familie hat, scheint es, ein eigenes Gehöft mit Wohnhütte, Klohütte, Kochhütte, Stall...Oft ist ein Gebäude schon gemauert mit Wellblechdach. Wir vermuten die Küche, damit sie nicht so schnell abbrennt.
Jetzt haben wir wieder mehr zu schauen. Und ganz langsam wird es wieder geringfügig feuchter. Wir kommen zum Okavango, der nicht nur in Botswana im Binnendelta versickert, sondern hier noch fließt. Wir beschließen den Abend in Popa Falls. Das sind zwar keine Wasserfälle, aber Stromschnellen des Okavango. Wir fahren zum einzigen Campingplatz auf der Nordseite. Er wird von den San geführt, den hiesigen Ureinwohnern. Der Platz liegt direkt unterhalb der Falls, man kann reinwaten, sollte aber auf Krokodile achten. Erst grinsen wir noch, ändern unsere Meinung aber schnell, als wir dieses stattliche Exemplar sehen.
Es gibt nur mehr eine einzige Campsite, die anderen werden von den San selbst bewohnt. Wir sind dementsprechend die einzigen Gäste. Terrasse direkt am Fluss, private bathroom und Küchenzeile inklusive. Preis: 10 Euro pro Person
Hier fragen wir uns wieder einmal: Passiert das wirklich? Sitzen wir hier wirklich am Okavango in Afrika? Wir sind solche Glückspilze...
Wir sitzen gerade so gemütlich im Finsteren auf unserem Steg und suchen nach Hippos, da kommen zwei Schwarze. "Macht euch keine Sorgen, wenn hier in der Nacht Leute durchmarschieren. Hier gibt es keine Kriminellen. Das sind bloß unsere Leute." Na dann!
Wir schlafen so gut, dass wir weder Kriminelle noch Friedfertige hören und am Morgen sitzt direkt über uns ein Seeadler...
Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...
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