Wir machen die Fliege

Der Polizist hängt im offenen Fenster unseres Taxis. „Habt ihr Dollar für mich?“ „Nein, haben wir keine.“ „Was habt ihr? Shilling?“ „Nein, wir haben alles ausgegeben.“ „Go!“, meint er säuerlich. Tschüß mit ü. Doch das ist noch nicht alles…

 

Vor dem Check-In haben sich very wichtige Damen der äthiopischen Fluglinie, mit der wir fliegen, aufgebaut. Sie kontrollieren allerlei Dinge, die sie eigentlich einen Schmarrn angehen. Ticket, Indienvisum, Gelbfieberimpfbestätigung – OK, haben wir. Weiter- oder Rückflugticket? Nö, wir reisen angeblich auf der Straße nach Nepal aus. Nichts da, ohne Weiterflugticket oder Rückflugticket nimmt uns die Fluglinie nicht mit. Diskussionen, Besuch im Büro der Fluglinie beim Manager – alles bleibt erfolglos! Außer uns trifft es noch einen Österreicher und eine Afrikanerin. Bald wird klar: Die wollen Geld. Entweder direkt oder ein Ticket über die äthiopische Fluglinie kaufen. 

 

Sicher nicht. Die Zeit vergeht, die Abflugzeit naht. Die Dame, die sicher eine geschützte Art ist (denn zweibeinige Ziegen sind sicher extrem selten!) verweist wiederholt auf ihr Office. Ganz sicher nicht! Da wir nicht aus der Nummer mit dem Weiterflugticket rauskommen, geht Karl kurzentschlossen einen Flug nach Bangkok buchen – bei Air India! Denn die Äthiopier sollen keinen Cent profitieren. Und so werden wir Wiets, Dalene, Jackie und Derek wirklich in Bangkok wiedersehen. Auch der Österreicher bucht online. Die Afrikanerin wählt die Schmiergeldvariante. 

 

Karin sitzt wie auf glühenden Kohlen, denn die Zeit vergeht, der Abflug rückt näher. Schließlich kommt Karl angehetzt: Irgendein ebenfalls very wichtiger Maxl wollte ihn nicht mehr in die Abflughalle lassen, weil es angeblich schon zu spät sei. Will wahrscheinlich auch noch was kassieren… Entschlossenes Auftreten und nachdrängende Passagiere ermöglichen das "Unmögliche": Karl darf rein. 

 

Drinnen können die Ziegen (sie haben sich mittlerweile vermehrt) nicht glauben, dass sie gar nichts von der Aktion haben sollen. Sie probieren es nochmals: Das sei ja kein Rückflug! Zorn unsererseits hilft. Schließlich ein letzter Versuch: Sie können diesen Flug, den wir gebucht haben, nicht im System finden. No na, ist ja von Air India. Jetzt platzt Karin der Kragen, und sie sagt den Damen unverblümt, dass sie sicher kein Geld sehen und dass wir auf diesem Flug sein werden, und wenn sie sich auf den Kopf stellen. Ja, da müsse sie jetzt noch den Manager anrufen, ob der das akzeptiert, mault die eine. Dann telefoniert  sie wahrscheinlich mit ihrer Oma, und die akzeptiert. Na schau dir was an! Jetzt sollen wir noch ein Formular unterschreiben, dass wir Indien sicher verlassen werden. Wenn es weiter nichts ist… Wenig erstaunlich sehen wir weder die Damen noch das Formular je wieder. 

 

Zwei Stunden sind vorbei, wir hetzen zum Gate. Dafür hat uns die Dame beim Check-In, die wahrscheinlich Mitleid hatte, Plätze in der ersten Reihe fußfrei gegeben. Sehr schön. Ein entspannter Flug, bei dem die Aussicht auf die Stein- und Sandwüste und absolute Leere begeistert.

 

In Addis haben wir nur 40 Minuten Zeit, um den Anschlussflug zu erreichen, aber dort ist das genug. Der nächste Flug ist voller schön gekleideter Inder. Wir entspannen, teilen uns ein Stifterl Rotwein zu unserem ersten scharfen Curry und als wir den Hippie-Radiosender entdecken, düsen wir mit Janis Choplin, L. Cohen und Bob Dylan beschwingt nach Indien.


Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...

Kommentar schreiben

Kommentare: 0