…und kommt dabei nach China, dann kann er was erleben. Wir und eine Milliarde, kann das gutgehen?
Der Tag beginnt für uns früh. Um 3:30 ist Tagwache. Eine halbe Stunde später sind wir mit dem Taxi unterwegs zum Flughafen. Da in aller Herrgottsfrühe kein Stau ist, sind wir 35 Minuten später da, ohne den Highway zu nehmen, für den der Fahrgast (!) die Maut zahlen muss.
Und dann geht’s los. Erstens hat der Fahrer uns gleich wieder einmal beim falschen Terminal aussteigen lassen, aber das ist schnell behoben. Und dann spielen wir wieder einmal das Visaspiel. Diesmal noch dadurch verschärft, dass wir zuerst nach China und dann in die USA wollen, um dann nach Mexiko und Peru weiterzureisen. Die Angestellte beim Check-In ist checken gewöhnt, drum will sie die Situation zuerst einmal checken. Angestrengt liest sie ihre Bestimmungen durch, denn diese Ausländer behaupten doch glatt, sie bekommen Visa-on-arrival in China am Flughafen. Darf das das? Die Vorschriften werden befragt, der Vorgesetzte um Hilfe gebeten, dann verschwindet sie mit unseren Pässen und Bordkarten und murmelt etwas davon, dass sie das jetzt nach China schicken will! Zu Hülf!!! Es dauert, und wir sehen schon unseren Flug in den Wolken verschwinden und überlegen, wie lange man wohl nach Peru schwimmt.
Doch sie kommt wieder. OK? OK! Aber OK ist noch lange nicht fertig. Der Pass und das Weiterflugticket ab China wird kopiert und die Kopie anscheinend wirklich nach China geschickt, wie auch immer. Und dann, keine halbe Stunde später, wir kauen Nägel und schwitzen, kommt sie wieder – und erzählt ihrem Kollegen brühwarm und ausführlich, was das jetzt wieder für eine Extrawurscht war – und wir warten noch immer!!!
Doch schließlich ist alles erledigt und wir gehen zum Gate. Drei Langnasen (und da sind wir schon mitgezählt) und 800.000 Chinesen (jedenfalls dem Lärmpegel nach zu schließen) wollen in ein Flugzeug. Und mit Anstellen haben sie es nicht so! Da wird gedrängelt, dass es eine Freude ist. Wenn du da höflich wartest, bis du an der Reihe bist, stehst du übermorgen noch da.
Man sollte nicht meinen, dass diese Leute ja schließlich auch mit einem Flugzeug nach Bangkok gekommen sind, denn die Hälfte ist nicht fähig, ihren Sitzplatz zu finden, kann sich nicht anschnallen oder bleibt am Gang stehen, um ein Tratscherl einzulegen. Wir amüsieren uns köstlich. Schließlich kommt ein Steward und treibt sie buchstäblich auf ihre Plätze, keifend und mit Gepäckfächern knallend, es ist herrlich!
Der Flug ist unauffällig, dreieinhalb Stunden bis nach Hangzou. Wir sind gespannt auf die chinesische Immigration. Hier braucht man auch im Transit ein Visum, das bis zu 72 Stunden kostenlos ist und bei der Ankunft erteilt wird. Da nur drei „Aliens“ (so nennen sie Ausländer in China!!!!) reinwollen, haben wir einen Schalter für uns. Die Dritte im Bunde ist Sarah, die heim in die USA will. Aber hallo! Freundlich, perfekt englischsprachig, ist der Beamte ein Muster, das wir uns öfters wünschen würden, und deshalb bewerten wir ihn auch am Schalter per Druckknopf mit einem Smiley (echt jetzt!) Und schon sind wir drin. Sarah hat irgendwelche Horrorgeschichten gehört, dass andere Leute in einem Transitraum 17 Stunden auf den Weiterflug warten mussten und nicht rausdurften. Unsinn! Wir spazieren nach China! Super! Hangzou ist ja eine sehr schöne Stadt, nur ist der Flughafen natürlich weit außerhalb. Aber zum Spazieren langt es allemal, und so präsentieren wir euch hier Bilder von China.
Doch zuerst wollten wir unser Gepäck in einem Schließfach lagern. Wir fragen den erstbesten Flughafenpolizisten, wo das denn sein könnte. „Follow me“. Aber gerne. Forschen Schrittes durchquert er das Flughafengebäude, führt uns zu einem Schalter und entschwindet. Dort sitzt keiner!
Nächster Versuch: Auf zur Touristinfo: Dort – richtig! - sitzt keiner. In einem Extrazimmer schließlich eine Dame. Ob dies die Tourist-Info sei? Zu Tode erschrocken wie ein waidwundes Reh erwidert sie panisch: „No!!!“
Na gut, dann nicht. Schließlich finden wir die Gepäckaufgabe selber, müssen aber noch Geld wechseln und sind schließlich stolze Besitzer von ein paar Yuan. Jetzt noch was zu essen, und dann sind wir wieder froh.
Auf der Toilette kommt Karin fast in eine peinliche Situation, da es so lange dauert, bis alle Selfie-Wünsche befriedigt sind. Na ja, wir würden uns ja auch mit einem Alien fotografieren lassen wollten, sollten wir je einen treffen.
Anschließend schlendern wir unbehelligt ein wenig draußen herum, bis wir uns wieder ans Warten machen. Denn insgesamt haben wir 12 Stunden Aufenthalt. Die nächste Fluglinie Sezchuan-Airlines erweist sich als Glücksgriff. Nicht mal zu einem Drittel voll, haben wir jeder eine Sitzreihe mit vier bequemen Polstersitzen für uns alleine und können stundenlang herrlich schlafen. Zuvor und danach füttern sie uns noch gut und ausreichend, und nach langer Zeit findet sich auch wieder einmal ein Gläschen Rotwein. Die elf Stunden Flug gehen wie im Flug vorbei (no na), fast zu schnell landen wir in der Stadt der Engel.
Der Check-in davor war allerdings ein wenig chaotisch, da zuerst das System ausfiel und dann – man sollte es ja nicht glauben – die Hiesis haben ein Visum, aber keine Adresse in den USA und das System erfordert aber eine. Was tun? Auf Transit hat man halt keine. Ist ihnen anscheinend noch nie untergekommen. Großzügig bieten wir ihnen an, uns im Los Angeles Hilton unterzubringen, und das System ist zufrieden. Dauert halt wieder alles. Sarah hat sich als erste lange angestellt, um ganz vorne zu sitzen und bekommt Reihe 14. Wir sind durch das Kasperltheater die letzten und bekommen Reihe 13. Da der Flieger wie gesagt halb leer ist, sitzt dann jeder sowieso, wo er will. Es ist so herrlich, wie sinnlos das alles ist!
Sarah flippt voll, denn sie hat nur eine Stunde Aufenthalt. Sehr unvorsichtig. Raus aus dem Flieger gestürzt, wir haben 3 ½ Stunden. Man muss durch die ganze Immigration, das Gepäck holen, dann wieder einchecken, Security-Check. Karin schwitzt, als sie die Endlosschlange steht, in der eine Million Chinesen vor uns ist. Aber es geht total zügig voran. Den Inder vor uns behandeln sie unheimlich rüde. „Go home“, dringt an unsere Ohren. Aber schließlich kommt er auch rein. Bei uns grantelt der gleiche Beamte am Anfang herum, weil wir keine Adresse angegeben haben, sind wir doch im Transit. Doch schließlich waren wir ja nicht umsonst drei Monate in Afrika, bleiben geduldig, freundlich und lassen ihm eine Extrapackung österreichischen Charmes angedeihen. Und zwei Minuten später sind wir drin. Geht doch!
Dann flugs zur Security. Doch zuerst müssen wir zum anderen Terminal. Sechs Minuten zu Fuß können uns nicht aufhalten und Security-Profis sind wir mittlerweile allemal. Nur unsere Hosenzips aus Metall sind jedes Mal erklärungsbedürftig. Eine halbe Stunde vor Boarding sind wir am Gate. Glück gehabt. Die Beamten waren bei weitem nicht so rüde, wie wir gehört haben – nur mit Indern und Chinesen… Sarah hat uns übrigens gewhatsappt (ist das ein Wort?), dass sie ihren Flug verpasst hat und erst morgen weiter kann.
Haben uns Sezchuan-Airlines ordentlich gefüttert, lassen uns Volaris vier Stunden hungern und dursten! Dafür sind sie beim Check-in einzigartig. „Ihr braucht kein Visum?“ Ah, OK. Keine dicken Bücher werden gewälzt, kein Supervisor geholt, keiner schickt irgendwas irgendwohin. So was von tiefenentspannt! Und so geht es weiter. Die Mexikaner erweisen sich als das verschnarchteste Volk, das uns je untergekommen ist. Wenn noch einmal einer sagt, die Afrikaner sind langsam, den schicken wir nach Mexiko. Heut einmal, manana einmal…Man möchte ihnen ein Feuer unterm Hintern anzünden. Dennoch schaffen sie die Immigration in Rekordzeit – vielleicht, weil ihnen ziemlich viel wurscht ist – und dann wartet unser Gepäck schon auf uns. Die Security auch, ja wo gibt’s denn das?
Lange fliegen wir über den Großraum Mexico City, die vielen Millionen Menschen hinter Millionen Lichtern zu ahnen. Auch Los Angeles war riesig, zuvor sind wir über wunderschön erleuchtete Wolkenkratzer geflogen. Schön zum Anschauen, leben wollen wir hier nicht.
Jetzt sind wir also in Mexico City und haben jede Menge Zeit bis zum Abflug nach Lima. Brauchen wir auch, denn wir sind am Verhungern und Verdursten. Um das Geld für unseren Snack am Flughafen haben wir in Indien einen Tag gelebt inklusive Hotel! Wurscht, wir haben Hunger!!! Dann haben wir noch länger Zeit als geplant, denn wir starten mit einer halben Stunde Verspätung.
Bei unserem zweiten langen Flug (sechs Stunden) haben wir wieder Glück. Breite komfortable Sitze und viel Platz – so lässt sich’s fliegen! Gleich am Anfang fliegen wir ganz nah am Popocatepetl vorbei – voll schön! Wir fliegen über Bergland und freuen uns auf Südamerika. Bald haben wir wieder den Äquator überquert und befinden uns wieder auf der Südhalbkugel. Dann fliegen wir aber ziemlich lange über das Meer. Und Lima fliegen wir vom Meer aus an. Vom Bildschirm zeigen sie uns das selbe Bild, das der Kapitän sieht. Spannend!
Auch Lima ist eine Millionen-Stadt, ca. 13 sollen es sein. Sie liegt am Meer und es gibt auch einen Strand. Nicht alle Viertel sind gleich sicher, in Miraflores soll es aber OK sein. Eigentlich hatten wir ein Hotel-Shuttle gebucht, aber das haben sie vergessen. Gut so, denn wir finden heraus, dass die örtlichen Taxis billiger sind! Mit unserem ganzen Krempel wollen wir nämlich nicht noch zwei Stunden mit dem öffentlichen Bus unterwegs sein.
Das Hostel liegt ruhig, nur in der Nacht raubt uns ein heimkehrender Gast die Ruhe, der unbedingt seinem Mitteilungsbedürfnis nachkommen muss und laut herumlabert. Aber nach insgesamt 50 Stunden Anreise und einem platten Hintern, der einer Briefmarke ähnelt, sind wir dankbar für das bequeme Bett und die heiße Dusche. Ab morgen erkunden wir die Stadt, aber heute schlafen wir!!!
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Martina (Sonntag, 09 April 2017 18:27)
Also aus den geplanten 40 Stunden sind dann 50 geworden?!?