Ungläubig reiben wir uns die Äuglein. Was haben wir denn da gebucht? Sitze wie im Flugzeug in der Business-Class! Snacks und Mahlzeiten! Ich halts nicht aus! Wie die kompletten Luxuswutzis reisen wir nach Cuzco.
Die Abfahrt erfolgt mit nur halbstündiger Verspätung. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm! Bei der Gepäckaufgabe wird nicht wie in Afrika und Asien alles irgendwo und irgendwie reingestopft, und jeder deutet am Ziel auf das Gepäckstück, das er gern haben will. Nein, hier wird es aufgegeben, man bekommt eine Nummer, und am Schluß muss man den Abschnitt herzeigen, um sein Gepäck wieder zu bekommen. Ja wo gibt’s denn so was?
Vor Betreten des Busses muss jeder seinen Pass herzeigen, der beim Kartenkauf mit Nummer vermerkt wurde. Dann muss man einen Fingerabdruck neben seinen Namen setzen! Wahrscheinlich, damit sie unsere Überreste identifizieren können, falls wir in eine Schlucht stürzen. Dann werden das Gepäck und wir selber gescannt, erst dann darf man den Bus betreten. Wonach sie suchen, bleibt unklar, nach Messern jedenfalls nicht, denn Karl betritt den Bus mitsamt seinem Taschenmesser in der Hosentasche! Und zum Schluss wird man dann noch fotografiert, damit sie die Verbrecher nachher identifizieren können… Es gibt eine Tür zwischen Fahrerkabine und Fahrgastraum, die verschlossen wird. Ob der Fahrer im Notfall die bösen Buben zu uns lässt und sich dann einsperrt, oder aber uns beschützt, indem er sie nicht reinlässt, bleibt unklar…
Dann also in die Luxussessel gefläzt. Cama Suite heißt die Klasse. Herrlich! Im Flieger würden wir uns das niemals leisten. Erdnüsschen werden gereicht, wir probieren, wieweit wir die Sitze zurückklappen können. Super! Einer ungestörten Nachtruhe steht also nichts im Wege.
Doch jetzt ist es erst halb drei Uhr nachmittags. Eine Stunde fahren wir alleine, um aus Lima rauszukommen. Die riesige Stadt mit zahlreichen Armenvierteln braucht viel Platz. Der erste Teil der Strecke führt am Meer entlang. Auf der einen Seite die Wellen, auf der anderen kahle Hügel, die uns an Namibia erinnern, nur ohne Kameldorn. Dann muss die Beschreibung leider passen, denn bald mützen wir ein! Der Jetlag wirkt noch immer!
Das einzige Lästige ist der Fernseher, dessen Lautstärke viel zu stark eingestellt ist. Stundenlang plärrt das blöde Ding vor sich hin, bis halb zehn Uhr abends. Abendessen wird gereicht, warm mit Tee oder Kaffee und einer kleinen Nachspeise. Die Bordtoilette funktioniert die ganze Fahrt hindurch, das Internet auch, aber die meiste Zeit verschlafen wir, na ja zumindest Karin. In der Nacht geht es in die Berge. Und die können was, wie wir am Morgen sehen. Steil, zwar grün, aber nur eine dünne Schicht über dem Stein und Schotter. Kein Wunder, dass das nach heftigen Regenfällen runter kommt.
Steile Schluchten, in die neben dem Fluss und der Straße nur noch manchmal kleine schmale Maisäckerchen passen. Wir sehen die ersten Frauen, die unserem Klischeebild entsprechen, mit bunten Kleidern, langen geflochtenen Zöpfen und bunten Tüchern, in denen sie Lasten tragen. Auf den Märkten gibt es viele verschiedene Sorten von Kartoffeln, braune, gelbe und schwarze. Mais wird verkauft. Die Kolben sind gelb oder schwarz und gekocht ein beliebter Snack. Die Häuser sind ebenerdig, aus Adobe-Ziegeln, auf viele sind Parolen von Parteien geschrieben.
Die Höhe spürt Karin, als sich der Bus ab Abancay steil hinaufschraubt, als leichte Kopfschmerzen. Wir kommen von 0 Metern in Lima und sind jetzt vielleicht auf 3000. Die Berge rundum sind 4000 Meter hoch. Viel Trinken schafft Abhilfe. Die Strecke ist kurvig, steil und mehrmals fließen Bäche ungehindert über die Straße, der Bus fährt zügig durch. Es geht steil hinunter, am Weg bisweilen Kreuze. Nach nur 21 ½ Stunden kommen wir in Cuzco an. Toll! Unser gebuchtes Hostal hat uns Gratis-Abholung angeboten, tatsächlich werden wir mit Schild wie die Neckermänner erwartet. Beim Aussteigen ist Karin leicht schwindlig, Cuzco liegt immerhin 3400 Meter hoch. Karl hat keine Probleme.
Das Hostal ist sehr nett, für wenig Geld ist auch Frühstück inbegriffen, und die Besitzerin ist der Hauptglücksgriff. Sie spricht gutes Englisch und gibt uns viele nützliche Tipps. Morgen ist die große Palmsonntagsprozession, bei der viele Bergbewohner in traditioneller Kleidung kommen. Allerdings schon um sechs Uhr früh! Zeitige Tagwache ist garantiert!
Da das Wetter sehr schön ist, zieht es uns bald auf die Plaza da Armas, den Hauptplatz mit seinen schönen Gebäuden. Karin ist immer noch etwas schwindlig, und auf Steigungen schnauft sie. Aber das gibt sich sicher in den nächsten Tagen. In den kleinen Einheimischenlokalen gibt es Menüs mit zwei Gängen und Mate-Tee um vier bis fünf Soles, das sind nicht einmal zwei Euro. Es schmeckt seht gut. Auch Meerschweinchen und Alpaka steht auf den Speisekarten. Und Forellen und Ceviche, der rohe, mit Zitronensaft marinierte Fisch. Die Stadt macht einen total entspannten Eindruck, die Leute sind sehr freundlich, wir fühlen uns sehr wohl! Wir werden wohl länger bleiben, als geplant…
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Karl jun. (Sonntag, 09 April 2017 21:20)
Boah, das sind ja bessere Busse als in Australien �
Josefine R. (Samstag, 29 April 2017 18:46)
Die Zivilisation hat euch eingeholt. Langsam müßt ihr euch ja ans Heimkommen gewöhnen. Viel Spaß und gute Weiterreise. LG.