Salkantay-Trek zweiter Tag

Der heutige Tag soll der Höhepunkt der Wanderung werden. In zehn Stunden werden wir zum 4630 Meter hohen Salkantay-Pass aufsteigen und anschließend durch Bergregenwald mit Papageien und Bromelien 1700 Höhenmeter hinunter nach Chawllay zu unserem zweiten Zeltcamp wandern.

 

 

Ein prächtiges Frühstück gibt uns Kraft für den Tag: Pancakes mit Schokolade, getoastete Brötchen, Butter und Marmelade und Tee, Kakao und Kaffee lassen uns das Wasser im Mund zusammenfließen.

 

Der Morgen belohnt uns mit einem schönen Ausblick auf den Namensgeber des Treks, den Salkantay. 

 

 

„Der Nevado Salkantay thront mächtig über der Cordilliera Vilcabamba im Süden Perus. „Wilder Berg“ bedeutet der Quechua-Name des 6.271 Meter hohen Andengipfels, der zugleich der höchste Berg dieser Andenkordilliere ist. Ihre Ausläufer erstrecken sich bis ins 80 Kilometer nördlich der alten Incastadt Cusco gelegene Machu Picchu.“ (Bergzeit)

 

Der Berg gilt als sehr schwierig zu besteigen, Lawinengefahr und steile Kletterpartien machen ihn zu einem Ziel für Könner.

 

Begeistert marschieren wir los...

 

 

...den Bergriesen immer fest im Blick...

 

 

Leider beginnt es kurz nach unserem Aufbruch zuzuziehen. Unser Traumausblick verschwindet in Nebel und Wolken, und wir werden nicht von der schönen Aussicht abgelenkt, sondern dürfen uns aufs Schnaufen konzentrieren.

 

Karin hatte in der Früh leichte Kopfschmerzen, ihr war etwas schwindelig und schlecht. Nur jetzt nicht höhenkrank werden! Doch Dixons Medizin aus Tansania wirkt Wunder: „There is nothing that water can’t heal on the mountain“ hat er uns beigebracht – und vier Tassen Tee später sind die Beschwerden Vergangenheit. Auf Nimmerwiedersehen! Karl hat wie üblich keinerlei Beschwerden. Alter Bergfex halt;)

 

Eine der beiden Hongkong-Mädels hat beschlossen, ein Pferd zu chartern. Sie glaubt, dem Anstieg nicht gewachsen zu sein und reitet zum Pass. Wir anderen machen uns auf den Weg – langsam und stetig geht es durch schöne Berglandschaft, zuerst moderat, dann steiler in Serpentinen, bergauf. Auch eine Deutsche ist unterwegs, der Karin gestern energisch zugeredet hat, nicht aufzugeben, bloß weil sie glaubt, im Vergleich zu ihrer Gruppe zu langsam zu sein. Mama Turtle weiß, wovon sie spricht😉 Nachdem die Deutsche es geschafft hat, bedankt sie sich herzlich. Eines wissen wir mittlerweile: Nur die eigene Befindlichkeit ist wichtig, nie die Leistung im Verhältnis zur Gruppe. Dann kann man vieles schaffen.

 

 

Auf einem Aussichtspunkt sehen wir schließlich ein, dass wir als lohnendes Fotomotiv reichen müssen – den Rest hat der Nebel verschluckt.

 

 

Kleine Gärtchen sind mit Steinmauern eingefasst.

 

 

Am Weg zum Pass holen uns die Pferde ein. Der Ritt sieht derart unbequem aus, dass Gehen die angenehmere Variante zu sein scheint.

 

 

Alle anderen erreichen nach und nach den höchsten Punkt unserer Wanderung, den Salkantay-Pass. Wie ihr seht, sehen wir nichts;(

 

 

 

Beim Aufstieg sehen wir den Salkantay wenigsten noch. Am Pass oben nicht mehr. So zeigen wir euch hier, was wir sehen könnten, wenn wir sehen könnten, dass wir etwas sehen könnten…

 

Copyright: potterfs.wordpress.com
Copyright: potterfs.wordpress.com

 

Doch alle sind guter Dinge. Wir haben uns zwar angestrengt, aber im Großen und Ganzen war es eine unbeschwerliche Wanderung, wenn auch in einer nicht zu unterschätzenden Höhe. Nach den Gipfelfotos machen wir uns aber bald an den Abstieg, denn es beginnt zu regnen, und leichte Schneeflocken mischen sich in den Regen. Gut, dass wir in Daunenjacke, warme Unterhosen, Regenjacke, Haube und Handschuhe investiert haben.

 

Der Abstieg durch den Regenwald (nomen est omen) ist eine Schlammschlacht sondergleichen. Wir sehen aus wie ein Erdferkel nach dem dritten Mal Suhlen, und unsere Schuhe wachsen mit jedem Schritt um ein paar Zentimeter. Dass sie nicht zu hoch werden, dafür sorgen die zahlreichen Bäche, die wir durchwaten. 

 

 

Zwei Stunden nach dem Pass kommen wir nach Huayracmachay, immerhin noch auf 3912 Metern gelegen. Dort gibt es Mittagessen. Selten war ein Tee erwünschter. Denn unsere Sachen sind alle leicht feucht, und die warme Suppe wärmt die Lebensgeister wieder. Zu ihrer großen Überraschung findet sich Karin im Mittelfeld wieder und so auch Karl, der immer verlässlich auf sie wartet. Alleine wäre er vermutlich schon mit dem Trail-Runner unten gewesen… Dann müssen wir ziemlich lange auf die letzten warten. Denn das Pferd geht nur bis nach oben zum Pass, runter müssen alle selber marschieren. Hier erweisen sich Raoul und Rocco wieder einmal als sehr gute Guides, die auf die Letzten warten, ohne zu demotivieren. Sie sind freundlich und kompetent, mit unseren Bergführern und Guides haben wir auf allen bisherigen Treks stets Glück gehabt.

 

Leider haben die letzten das Pech, dass es richtig zu schütten beginnt, wir könnten sie auswinden. Die Wiese ist bald einige cm überschwemmt, und Raoul überlegt, Schwimmflügerl auszugeben. 

 

Bald brechen wir wieder auf, denn ein Ende des Regens ist nicht in Sicht. Der Weg hat sich in einen Bach verwandelt, und wir passen auf, nicht auf den nassen Steinen auszurutschen. Ein armes Pferd ist nicht so glücklich:

 

Wir sind angewiesen worden, auf dem schmalen Pfad immer den Pferden auszuweichen. Zwei  rücksichtslose Wanderer aber drängen bei einer Bachquerung vorbei, das arme Pferd muss ausweichen, rutscht aus und stürzt über einen Wasserfall tief in eine Schlucht. Der Pferdetreiber rauft sich die Haare, die beiden Schuldigen eilen davon…

 

Wir haben den Vorfall nicht mitbekommen, aber Fabian und Miriam waren dabei, und ihre Erzählung wühlt uns sehr auf.

 

Hier ist es passiert:

 

 

Der Bergdschungel bezaubert uns durch dichtes Grün. Leuchtende Blumen und das Gekreisch von Papageien machen den Marsch trotz des Wetters zu einem Vergnügen. Nach einiger Zeit hört der Regen wieder auf, und das Wasser kommt nur mehr von unten…

 

 

Die zweite Zeltnacht verbringen wir in Chawllay auf 2900 Metern. Wie schon gewohnt, stehen die Zelte unter Dach, aber die Regenjacken und -hosen wollen bei dem nassen Wetter gar nicht trocken werden. Lange müssen wir heute auf unseren Tee warten, der Koch scheint auch müde zu sein… Doch nein, denn Popcorn, gebratener Mais und gebratene Kartoffelscheiben lassen uns bis zum Abendessen durchhalten.

 

Um halb sieben sind wir heute aufgebrochen, um halb vier waren die ersten am Ziel. Wir trudeln um halb fünf ein, auf die letzten müssen wir bis nach halb sechs warten. Leider regnet es wieder, und die Armen werden zum zweiten Mal klatschnass. Wir freuen uns, dass wir es alle geschafft haben, ohne höhenkrank zu werden und schlappzumachen. Alle sind guter Dinge, und das eine oder andere Belohnungsbier findet den Weg in durstige Kehlen.

 

So, und jetzt noch Sonne für morgen, bitte!!!


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