"Österreich? Na das können wir uns doch auch noch anschauen, wenn wir einmal alt sind!" So hätte wohl bis vor kurzem unsere Antwort gelautet, wenn man uns vorgeschlagen hätte, unsere nähere Umgebung genauer zu erkunden...
Da sich jedoch in unserem Umfeld allmählich die Hinweise mehrten, dass dann ja jetzt eh der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, und außerdem unser Balu seine Heimat kennen lernen sollte, haben wir uns im letzten Jahr aufgemacht, unser kleines Heimatland mit dem Rad, auf Klettersteigen, alpinen Pfaden, mit Schneeschuhen, Bergschuhen oder Flip Flops zu erkunden...
Hier also ein kleiner Rückblick auf das Jahr 2019: Das Jahr beginnen wir stilecht in Kärnten in einer einsamen Hütte mitten im Wald. Bevor wir es warm haben, müssen wir zwar erst ein wenig arbeiten, aber die liebevolle Einrichtung des Wellness-Bereichs spielt dafür wirklich alle Stückerl, oder?!
Und für den Fall, dass unsere Ernährer versagen...
...hat Karin vorsichtshalber ein paar Schmankerl eingepackt:
Ein paar Tage später brechen wir für fünf Wochen auf nach Peking, Myanmar und Singapur. In Myanmar entdecken wir ein paar ziemlich unbekannte Ecken wie den Indawgyi-See, den Chin-State, den Mt. Victoria oder den Pilgerweg zum Goldenen Felsen. Wer sich (noch einmal) in eines unserer Lieblingsländer entführen lassen möchte:
Wieder zurück von all den Abenteuern besinnen wir uns auf das Wesentliche: "Es wird a Wein sein, und mir wern nimmer sein"...
Nach der Erkundung des Retzer Weinkellers mit seinen unglaublichen 20 Kilometern untertage schlafen wir vorsichtshalber in unserem Balu, bevor wir den Kampf gegen Windmühlen aufnehmen und später den Nationalpark Thayatal im äußersten Norden Österreichs durchstreifen.
Bald darauf merken wir allerdings, dass Österreich zwar wunderschön ist, aber eines fehlt uns doch: Das Meer. Deshalb machen wir einen kleinen Abstecher nach Istrien, um salzige Seeluft zu schnuppern, durch die blühende Macchia zu wandern und istrische Spezialitäten zu verkosten:
Und im Spätfrühling finden wir schließlich den Ort in Österreich, der Karins "schönstes Platzl" werden soll. Seht selbst:
Im Gosausee spiegelt sich der Dachstein so wunderschön, dass auch die gleichzeitig mit uns anwesenden gefühlten zehntausend Chinesen in Begeisterungsstürme ausbrechen, bevor sie sich mit ihren Halbschuhen auf die letzten Schneereste begeben und innerhalb von fünf Sekunden kreischend auf dem Hosenboden landen...
Doch auch uns macht der Schnee einen Strich durch die Rechnung und so brechen wir den Aufstieg zur Adamekhütte ab, bevor wir nicht mehr aus dem Tiefschnee rausschauen.
Die Tour holen wir im Herbst nach und steigen dem Dachstein fast aufs Haupt. Der Gosaugletscher bietet durch die Gletscherschmelze zwar einen traurigen Anblick, dennoch wollen wir im nächsten Jahr ganz rauf auf den Dachstein.
Das Rüstzeug für die Begehung des Klettersteigs holen wir uns im Sommer auf der anderen Bergseite in Ramsau und machen einen Klettersteigkurs. Doch während die alte Berggams Karl furchtlos über die Grate und Felsen kraxelt, hat Karin doch ein wenig Muffensausen und geht das Ganze ein wenig vorsichtiger an. Die richtige Jahreszeit, um Drachen steigen zu lassen, scheint eben doch der Herbst zu sein... Doch bald darauf üben wir das Kraxeln auch in den Haller Mauern, am Gosausee oder am Hochkar.
Im Juni treiben wir uns ein paar Tage in den Bergen um Wagrain herum und holen dabei den Schiurlaub nach, durch den uns Karl jrs. Blinddarmoperation im März einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Im Aufstieg zur Ennskraxn und zum Tappenkarsee und Draugsteintörl bekommen wir dann doch noch den Schnee, der uns im März versagt geblieben ist. Und die Kreuzottern reagieren ein wenig ungehalten, als wir ihnen auf ihrem Sonnenplätzchen etwas zu nahe rücken.
Auch das Radfahren sollte nicht zu kurz kommen, wie z. B. am neuen Ybbstalradweg und am Traisentalradweg. Und am Steyrtalradweg rollen wir gemächlich durch den Nationalpark Kalkalpen und wandern an der Steyr zum Rinnerten Mauer, wo Wasser wie ein Vorhang aus den Felsen rieselt.
Im Sommer entführt unser Karli jr. Karin zum Geburtstag auf eine einsame Selbstversorgerhütte im Nationalpark Hohen Tauern in Osttirol, drei Tage Bergeinsamkeit, in denen wir außer einem Bauern, der seine Schafe suchen geht, niemanden treffen. Auch das ist möglich in Österreich... Die grandiose Berglandschaft, in der wir uns vorkommen wie Zwerge im Steingarten, beeindruckt uns dabei übrigens ebensosehr wie die beiden heftigen Nachmittagsgewitter, vor denen wir gottlob rechtzeitig in der Hütte Unterschlupf finden. Der frühe Vogel fängt zwar nicht den Wurm, aber er bleibt trocken... Unser Wasser ist Schmelzwasser vom Gletscher oberhalb der Hütte, ganz nahe warten Großvenediger und Großglockner.
Da es der Herbst heuer äußerst gut mit uns meint, können wir bis in den November hinein Bergtouren im Gesäuse machen, wie z. B. über die Gsengscharte, oder zu Kaibling, Riffel und Sparafeld. Seit dem Zeitpunkt haben aber übrigens auch wir Angst, dass uns der Himmel auf den Kopf fallen könnte, denn wir kommen in einen Steinschlag, dem Karin mit einer Beule am Arm und Karl mit einer blutenden Kopfwunde davonläuft.
Und auch in unserer unmittelbaren Umgebung zieht es uns mehr und mehr in die Bergeinsamkeit, z. B. zum Großen Grießstein, aber auch zum vielbegangenen Vaterberg Ötscher, und, und, und...
Dabei entdecken wir, dass auf manchen Gipfeln nicht nur ein Gipfelbuch unsere Aufmerksamkeit erfordert...
Und außerdem hatten wir das große, große Glück, im September unsere Silber-Hochzeit in einem wunderschönen Kuschelhotel am Attersee feiern zu dürfen. Der liebe Gott meint es gut mit uns...
Als wir wenig später Karins Mama auf die Schneealpe entführen, macht die wegen eines verfrühten Wintereinbruchs ihrem Namen alle Ehre:
Und als es dann endlich auch bei uns ein Stäuberl Schnee gibt, marschieren wir immer wieder mit Schneeschuhen aus. Das Fiese am Schneeschuhgehen ist zwar, dass man sich dabei selber um die Abfahrt bringt, dafür braucht man am Lift nicht Schlange zu stehen und genießt die Bergeinsamkeit ganz ohne nervende Zeitgenossen.
Auch wenn es mit dem Lift manchmal doch ein wenig einfacher wäre;)
Nicht verschweigen wollen wir euch auch, dass Karl Ende Jänner 2020 gemeinsam mit unserem Sohnemann Karl jr. beim Burgenland Extrem in zehn Stunden 60 km rund um den halben Neusiedlersee gegangen ist. Das Paar Würstel als Belohnung im Ziel war scheints so verlockend, dass für nächstes Jahr schon der 120 km-Bewerb geplant ist.
Wie ihr seht, gibt es also auch in unserer unmittelbaren Umgebung so einiges zu tun. Doch allen, die jetzt befürchten, dass aus den Hiesis in Zukunft Micro-Adventurer vor der eigenen Haustüre werden, sei gesagt: Die nächste größere Reise ist schon für September 2020 geplant und soll uns mit Balu in den Iran führen. Sollte das "geistig sehr stabile Genie (sic!)" jenseits des großen Teiches etwas dagegen haben, so werden wir aber stattdessen in der Türkei "links abbiegen" und Armenien und Georgien bereisen. Wir werden euch auf dem Laufenden halten und hoffen, ihr seid wieder dabei.
Wir freuen uns über eure Kommentare, Anregungen, Fragen...
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Martina (Mittwoch, 11 März 2020 15:45)
Genau, warum in die Ferne schweifen? Dieser Gosausee ist ein Juwel! Hab so ein Foto als Bildschirmhintergrund. Wisst ihr, was ICH tun würde? Mich irgendwo beim wunderschönen Gosausee oder in dieser tollen einsamen Berghütte mit einem oder mehreren guten Büchern verkriechen und nach einigen Wochen, wenn dieser Corona-Wahn vorbei ist, wieder heimkommen.
Martina (Mittwoch, 11 März 2020 16:06)
Ihr könntet ja mitfahren, dann hättet ihr genug Zeit, um die nächste Reise ausgiebig zu planen!!
Anita (Donnerstag, 19 März 2020 10:17)
Österreich ist so ein schönes Platzerl und es gibt so vieles zu entdecken.
Schön, wieder von euren Touren zu lesen, umso mehr freu ich mich dann schon auf einen spannenden Vortrag von euch.
Weiter so und haltet uns immer auf dem Laufenden. Bin schon wieder neugierig auf die nächsten spannenden Berichte nach dem wir diese Zeit jetzt alle gut überstanden haben.