Wir und eine Milliarde- kann das gut gehen? Als wir nach ungefähr 35 Stunden ohne nennenswerten Schlaf in Yangon in unsere Betten fallen, haben wir bereits viel erlebt. Doch besser ganz von Anfang an:
Als wir an unserem ersten Tag in Yangon am frühen Nachmittag schlaftrunken aus dem Haus wanken, um unsere Kalorienspeicher aufzufüllen, fallen uns bereits erste Änderungen zu 2017 ins Auge.
Von Yangon fahren wir zum zweitwichtigsten Heiligtum Myanmars, der Kyaikhtiyo-Pagode auf dem Goldenen Felsen in den Bergen des Mon-States.
Schnell alles aufschreiben, denn so vieles passiert in einem Tag, so viele Eindrücke, die auf uns einströmen, und am nächsten Tag schon vergessen sind.
Da Karls Bein zum zweiten Mal auf wundersame Weise über Nacht heilt, mieten wir für zwei Tage ein Moped, denn die Wege sind weit und staubig. Zuerst erweisen wir dem Mandalay Hill die Ehre, dann dem drittwichtigsten Heiligtum Myanmars, der Mahamuni Statue - jetzt haben wir alle drei durch und dürfen uns abends profaneren Dingen hingeben - einem Shan-Buffet.
Steil und steiler schraubt sich der Weg zu einem kleinen Kloster am Sagaing Hill hinauf. Unser Moped beginnt zu stottern, und Karl gibt noch einmal kräftig Gas und zieht an, und dann - ja dann machen wir doch tatsächlich einen kleinen Wheelie!
Sind wir gestern mit dem Plan zu Bett gegangen, mit dem Boot nach Bhamo zu fahren, oder sonst den Chindwin hoch zu schippern, wirft ein Treffen heute unsere ganzen Pläne über den Haufen, und wir gehen am Abend mit einem anderen ganz anderen Ziel schlafen. Doch davor stand noch eine Odyssee mit dem Fahrrad durch Mandalay.
Fast sind wir schon wieder in der "Zivilisation" angekommen, nur mehr zehn Stunden Bootsfahrt trennen uns von Mandalay.
Die letzten Tage haben wir am Indawgyi-See verbracht, einem der größten Süßwasserseen Südostasiens im Kachin-State im Norden Myanmars. Doch von Anfang an:
Golden schimmert die Pagode auf einer Insel schwimmend mitten im See. Mit unseren Mountainbikes sind wir durch leicht hügeliges Gelände am See entlang unterwegs. Die Räder konnten wir im Environment Education Center leihen, einer tollen Umwelt- und Tourismusinitiative, die sich bemüht, einen sanften Tourismus am See zu etablieren.
Sanft schimmert der Vollmond über dem Indawgyi-See, ein Boot gleitet leise über den See. Und wir müssen uns entscheiden, ob der See im Mondlicht schöner ist, oder wenn man bei strahlendem Sonnenschein im Kajak über den See gleitet.
Heute wollen wir einfach nur faulenzen. Und seinen Plänen soll man treu bleiben! Gegen acht Uhr morgens besteigen die Birmanen ein Boot und fahren auf den See hinaus. Mitten in den dichten Nebel! Denn jeden Morgen liegt der See im dichten Nebel versteckt, bis es gegen zehn Uhr strahlend sonnig wird. Dann ist es den ganzen Tag über herrlich warm, erst bei Sonnenuntergang wird es wieder schneidend kalt. Ist eben Winter hier um diese Jahreszeit...
Zeit, den See zu verlassen, und nach Katha zu fahren, von wo wir das Boot nach Mandalay nehmen wollen.
Suchend streifen wir über den Markt von Katha. Denn wir sind ausnahmsweise nicht zum Vergnügen da, wir wollen etwas kaufen. Für die Bootsfahrt nach Mandalay brauchen wir eine Unterlagsmatte für unseren Platz an Deck, um unseren Platz zu markieren und nicht mitten im Schmutz zu sitzen.
Eigentlich sollte dieser Artikel „Am Boot nach Mandalay“ heißen, doch da wir momentan seit Stunden auf einer Sandbank mitten im Ayarwaddy sitzen, trifft es der neue Name wohl besser.
Von einem kleinen Busbahnhof in Mandalay nehmen wir einen Minibus nach Pakkoku, um von dort morgen in den südlichen Chin State weiterzufahren. Auf der Strandpromenade zwei Richtungsfahrbahnen, die Herde Kühe, die da durchgetrieben wird, ist davon wenig beeindruckt und geht, wohin sie will. Chaos, alles parkt und wuselt wild durcheinander herum, mittendrin steht einsam und verloren ein „Halten und Parken verboten“-Schild mit Tränen in den Augen😉
Unser Gepäck reist auf dem Dach, denn der Fahrgastraum ist voll gestopft mit Leuten. Schließlich fahren auch noch zwei Personen auf dem Dach mit.
So, die ersten beiden Dreitausender für heuer wären geschafft! Und während wir uns daheim dafür durch Schnee und Eis plagen müssten, blühen hier gerade die Rhododendren auf riesigen Bäumen. Dabei ist in Myanmar jetzt eigentlich auch Winter.
Und dann sitzen wir da mit Oma und Opa des Busfahrers und nippen an unserem Tee. „Esst, esst!“ deutet uns der Opa immer wieder, doch bei den Snacks zuzugreifen. Am Weg nach Mindat ist der Busfahrer nämlich einfach in ein kleines Dorf abseits abgebogen und hat uns und einen weiteren Fahrgast mitgenommen, um uns seiner Oma und seinem Opa vorzustellen!!! Wir sind auf dem Weg nach Mindat, wo wir in der Umgebung zu einigen Dörfern wandern wollen, um die Chin zu besuchen.
Der Abend bringt uns ungeahnte Köstlichkeiten und wir hoffen, dass unsere Verdauung jetzt wirklich krisenfest ist...
Schon am nächsten Morgen sitzen wir wieder in einem Bus nach Norden. Denn wieder einmal haben wir unsere Pläne spontan geändert. Wollten wir eigentlich noch ein paar Tage an einem schönen Strand abhängen, so haben wir uns stattdessen entschlossen, noch ein Stück in die Berge des Nördlichen Chin-Staates zu fahren.
Wieder einmal sind wir gestrandet. Doch diesmal nicht auf einer Sandbank, sondern mitten in den Bergen in Falam. Eigentlich wollten wir ja gleich morgen nach Kalaymyo weiterfahren, doch da hat uns der liebe Gott einen Strich durch die Rechnung gemacht – da die Chin strenggläubige Baptisten sind, nehmen sie es mit der Sonntagsruhe ganz genau, und es fahren fast keine Busse, und die meisten Restaurants und Geschäfte bleiben zu.
Jetzt wissen wir endlich, warum die in Falam keine Disco und keinen Club brauchen: Die gehen einfach in die Kirche – das rockt! Der Sonntag in Falam bringt uns ein wunderbares Erlebnis – und leider auch ein weniger schönes…
Eigentlich wollten wir den Myanmar-Blog mit dem vorigen Artikel enden lassen, da wir dachten, es gäbe nur mehr die Rückfahrt nach Yangon und zwei Rasttage zu beschreiben, aber da die Hiesis eben die Hiesis sind, ist auch an Rasttagen einiges los. Und so finden wir die Katholische Kathedrale, werden zu einer indischen Hochzeit eingeladen und besuchen eine Ausstellung über zeitgenössische Kunst im Sekretariat, das nach Jahren ausnahmsweise für einen Monat für Besucher geöffnet ist. Ach ja, und einem Markt fallen wir auch wieder einmal zum Opfer;)